Viele Recherchefotos und Infos dazu finden Sie auch auf meiner Webseite über meine gesamte Arbeit: gabrielle-c-j-couillez.jimdo.com
Ich hatte einen Traum.
Den Traum von einer Burg auf einem karg bewachsenen Felsenberg.
Es war heiß und die Sonne schien grell.
Immer wieder kam mir das Jahr 1256 in den Sinn und in meinem Kopf hämmerten Stimmen, die wütend "Verräter! Verräter!", riefen...
So stieß ich auf Olivier de Termes - und meine Suche begann...
Der Titel meines Romans „Die Frucht des Ölbaums“ ist zunächst eine Anspielung auf den Namen meines Protagonisten Olivier de Termes (1200-1274). Umfasst dann aber auch den Ort des Leidens Christi, dessen eigentlich erlösende Botschaft, die er uns von Gott überbrachte, wie kaum eine andere zur Macht über die Menschen missbraucht wurde und wird. So auch im Zusammenhang mit dem Katharerkreuzzug, der Kernthema des ersten Bandes mit dem Untertitel DER KETZER ist.
Dabei habe ich das Geschehen der Story von der grammatikalischen Zeitform her in die Gegenwart verlegt. Erstens, um ein intensiveres Erleben während des Lesens zu fördern und zweitens, um zu verdeutlichen, dass unter gleichen Bedingungen auch heute erneut dasselbe passieren könnte, da sich im Denken und Handeln der Menschen leider bisher nicht viel geändert hat. Ich hoffe damit die Reflektion auf die heutige Zeit und die eigene Situation des Lesers zu fördern, denn eigensüchtiges Kalkül und Machtstreben gehören ebenso wenig der Vergangenheit an, wie die Suche nach dem Sinn des Lebens und die Sehnsucht nach wahrer Liebe, Freude und Glück.
Beweise gibt es nicht, aber einige Indizien sprechen dafür. So hatte er nur ein einziges Kind, einen Sohn, was sowohl für diese Zeit, seine Stellung als auch seine Familie unüblich war. Soweit seine Geschwister, die er als Ältester übrigens fast alle überlebte, nicht im Kampf gefallen, jung gestorben oder ins Kloster gegangen sind, war Kinderreichtum selbstverständlich, ja eine Notwendigkeit, um die politischen Verhältnisse zu sichern. Auch hohe Kindersterblichkeit kann man kaum als Grund anführen, da Oliviers Mutter sehr gut darüber Bescheid wusste, wie man die Familie gesund erhält. Sie selbst hatte vier Kinder aus erster Ehe mit Oliviers Vater, dem Baron Raymond de Termes, und sieben Kinder in zweiter Ehe, die allesamt das Erwachsenenalter erreichten. Hätte es nur an der Gebärfähigkeit seiner Ehefrau Thérèse gelegen, so hätte Olivier sicherlich, wie viele Herrscher seiner Zeit, Wege gefunden, die Ehe aufzulösen und eine neue einzugehen.
Das Verhältnis zwischen Olivier und seinem Sohn muss zudem schwer gestört gewesen sein, da nach dessen Hochzeit bald kein Kontakt mehr zwischen den beiden bestand, was natürlich ebenso andere Ursachen, wie eine unterschiedliche politische Meinung, haben kann.
Dann ist da noch dieses seltsame Verhältnis Olivier zu seinem Kampfgefährten, Cousin und späteren nächsten Nachbarn Chabert de Barbaira. Die ersten Jahre, nachdem sie sich kennengelernt hatten, hingen die beiden wie Pech und Schwefel zusammen und später entstand eine Feindschaft bis aufs Blut. Ob dies nur durch verschiedene politische Meinung ausgelöst wurde? Es sieht eher nach sehr tiefen emotionalen Verletzungen aus...
Außerdem sprechen auch die kulturellen und erzieherischen Einflüsse, denen Olivier als Neffe des berühmten Katharerbischofs Benoît de Termes ausgesetzt war, sowie auch seine Lebensumstände dafür, wie mir von psychologischer Seite bestätigt wurde.
Im Übrigen büßt ein Ritter nicht gleich seine Männlichkeit ein, wenn er dem anderen Geschlecht zugeneigt ist. Oder wie war das mit König Richard Löwenherz oder dem bisexuell veranlagten Stauferkaiser Friedrich II.?
Bekannt ist, dass der Enkel Barbarossas, Friedrich II. der Staufer, allen geschlechtlichen Genüssen gefrönt hat und auch dass König Richard Löwenherz homosexuell war, auch wenn dies zu seiner Glorifizierung verschwiegen wird. Bekannt ist, dass aus kirchlicher Sicht Sexualität und im Besonderen Homosexualität schon immer verteufelt wurde (Was verteufeln Kleriker nicht …). Bei der Vernichtung des Templerordens wurden die Ordensritter unter anderem der Sodomie, wie die Homosexualität im Mittelalter genannt wurde, angeklagt und mir ist dies in der Geschichte das erste Mal als Anklagepunkt aufgefallen, der mit zur Todesstrafe der Templer beitrug (Anfang 14. Jhd.). Vor dieser Zeit wurde Homosexualität nicht besonders geahndet. Im Templerorden selbst, der ja auch seinen Mitgliedern das Gelübde der Keuschheit abverlangte, führte dies allerdings schon im 12. Jhd. zum Verlust des Ordensmantels und damit zu Ausschluss aus dem Orden .
Soviel ich weiß, sind lesbische Frauen, die sich ein männliches Geschlechtsteil z. B. aus gestopftem Leder umgürteten und miteinander bei erotischen Spielen erwischt wurden, schon früher als die Männer zum Tode verurteilt und von der Gesellschaft auch mit mehr Abscheu betrachtet worden. Emanzipierte Frauen, die sich nicht nur als Gebärmaschinen sahen, um materiell produktive Nachfahren, Erben zum Erhalt des Eigentums (Landes) in der Hand der jeweils ethnischen Gemeinschaft und “Kanonenfutter” zur Welt zu brachten, waren schnell zur Hexe gemacht.
Meine homoerotischen Szenen habe ich aus einem eigenen Gefühl der Inspiration und Gesprächserfahrungen mit Homosexuellen, Lesben und Transsexuellen heraus geschrieben und sie von homosexuellen Freunden mit Psychologiepraxis nachlesen lassen, ob ich damit sowie mit Oliviers psychologischer Auseinandersetzung mit dem Thema auch des Pudels Kern getroffen hätte, was diese mir bestätigten.
Schade, wenn dies einigen Lesern zuwider läuft. In heutigen Zeiten sollte mit Be- und Verurteilung von Lebensweisen anderer, solange sie niemanden schädigen oder körperliches und seelisches Leid zufügen, endlich abgeschlossen und tolerant umgegangen werden. Den Wert eines Menschen sollte man nicht an seinen Ansichten fest machen, die gegen den Strom der Masse schwimmen. Denn die Masse hat nicht immer recht. Die Akzeptanz der Vielfalt und Vielartigkeit in einer Gesellschaft kann nur bereichern. Dies macht eine Zivilisation aus.
Kaum dass die Manuskripte über die beiden Lebensabschnitte von Olivier de Termes beendet waren, wurde ich von Andy Lettau kontaktiert, der gerade den Hörbuchverlag Action-Verlag mit Sitz in Essen gegründet hatte. Unter seiner Regie wurden meine beiden Manuskripte ungekürzt eingesprochen und im Sommer 2011 Band 1 veröffentlicht, worauf im August 2012 Band 2 mit dem gleichen Sprecher, Patrick Tillmanns folgte.
Da die Umsetzung meiner Romane als Hörbuch nicht meiner Vorstellung entsprach, entschloss ich mich noch im gleichen Jahr zu einer Veröffentlichung der beiden Buchteile DER KETZER und DER KREUZRITTER in Eigenregie als Kindle-E-Book über Amazon, nachdem ich den Lektor Hubert Quirbach für den letzten Feinschliff des Textes engagiert hatte. Von den Lesern bekam ich erste gute Rückmeldungen und der Verkauf lief entsprechend, wodurch ein ebenfalls neu gegründeter Kleinverlag mit einem sehr gerechten Tantiemen-Konzept für die Autoren auf DIE FRUCHT DES ÖLBAUMS aufmerksam wurde.
So erschien der erste Band von DIE FRUCHT DES ÖLBAUMS mit dem Untertitel "Der Ketzer" 2013 als Print und E-Book über den Verlag 3.0 (ehemals Sitz in Bedburg, jetzt in Linz am Rhein unter der Führung von Zsolt Majsai), der zweite Band mit dem Untertitel "Der Kreuzritter" folgte zum 740. Todestag meines Protagonisten am 12. August 2014.
Da die Möglichkeiten von Kleinverlagen aus finanzieller Sicht wie auch organisatorischer ebenfalls nicht wirklich weiter reichen, als die einer Autorin mit genug Ideen und Engagement, erwäge ich nun, im Jahr 2019, wieder eine erneute Veröffentlichung als Selfpublisher. Denn weder der Buchhandel und die öffentlichen Bibliotheken, noch die diversen Sponsoren von Buchpreisen erkennen die Arbeit einer Schriftstellerin an, wenn man nicht von einem der großen Verlage - welche allerdings ihre noch unbekannten Schreiberlinge meistens mit harten Vertragsbedingungen und geringen Margen knebeln - vermarktet wird. Lesungsmöglichkeiten, während derer man sein Publikum überzeugen kann, erhält man fast gar nicht - noch nicht einmal geschenkt. Hinzu kommt, dass man als Schöpfer seines Werkes bei derart vielen Mitverdienern immer am schlechtesten finanziell wegkommt ...
Gabrielle C. J. Couillez